Die AG-Mitglieder trafen sich 17.00 Uhr mit geladenen Gästen und Sponsoren im Erzgebirgischen Heimatmuseum „Hospital zu St. Johannis“, bevor 18.00 Uhr alle Interessierten in der bis auf den letzten Platz gefüllten Hospitalkirche den Worten von Herrn MR Dr. B. Findeisen lauschten und sich gleichzeitig eine Folge der umfangreichen Bildersammlung ansahen.
Anschließend wurden die anwesenden Malerinnen und Maler gemeinsam mit den zwei Hauptinitiatoren zu einem Fototermin gebeten, bevor es in zwei kleinen Rundwanderungen entlang des Saydaer Maler-Weges zur offiziellen Eröffnung ins Festzelt ging.
Diese Einweihung wurde als eine sehr gelungene Veranstaltung eingeschätzt und der Arbeitsgruppe mit ihren beiden Hauptinitiatoren sowie allen Helfern ein ganz herzliches Dankeschön.
(Zusammenfassung von Frau Meyer von der Eröffnung Maler Weg fürs Amtsblatt - September 2014)
Hier die Eröffnungsrede von Dr. Bernd Findeisen:
(AG Saydaer Malerweg am 28.8.2014)Liebe Bürgerinnen und liebe Bürger von Sayda, Herr Bürgermeister, verehrte Abgeordnete, meine Damen und Herren, liebe Gäste und liebe Freunde,
Ihnen allen einen herzlichen Gruß zu unserer heutigen Feier zur Eröffnung des Saydaer-Maler- Weges.
Wer in eine unserer Saydaer Kirchen tritt, erkennt sofort zu welchem Zweck vor Jahrhunderten einfache Maurermeister diese Gebäude schufen.
Es verdient heute ...
...noch unsere Bewunderung, wie überlegt sie diese in die Landschaft einfügten. Die Idee des Künstlers bedarf keiner Erklärung, wie bei Werken mancher Stararchitekten durchaus erforderlich.
Auch die Bilder unserer Maler benötigen keine Erläuterung. Der Betrachter erkennt die heimatliche Landschaft und freut sich über bekannte Details.
Wir wissen wohl von sehr verschiedenen Kunstrichtungen und respektieren deren Werke und Verehrer. Wir verhehlen aber nicht unsere Liebe für Darstellungen, die wir ohne Fremdinterpretation verstehen können.
Unsere wundervolle Gegend und ihre Menschen boten und bieten reizvolle Motive für Künstler, vor allem für Maler. Viele Bilder sind uns bekannt, wahrscheinlich noch mehr befinden sich von der Öffentlichkeit unentdeckt in Wohnzimmern, Kammern und Dachböden.
Diesen Schatz zu heben, ihn bekannt zu machen und zu bewahren, sehen wir als unsere Aufgabe.
Die Namen Kurt und Gertrud Preißler sind in Sayda noch wohlbekannt. Ihr Lebens- und Schicksalsweg allein bietet spannenden Geschichtsstoff. Die Bilder des akademischen Malers Kurt Preißler dominieren unseren Fundus.
Es überraschte sehr, als wir erfuhren, wie Viele sich außerdem mit Malerei beschäftigt hatten und noch beschäftigen.
Deren Werke wollen wir ebenso vorstellen. Diese Künstler besitzen unseren Respekt und unsere Bewunderung. Wenn sie auch gegenwärtig meist damit nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, investieren sie Ideen, Zeit und Mühe zur Freude ihrer Zeitgenossen.
Sie beweisen, dass neben den jederzeit verfügbaren elektronischen Bildmaschinen immer noch die Möglichkeit existiert, die Welt mit eigenen Augen zu sehen, in sich aufzunehmen und zu interpretieren.
Wer sich damit beschäftigt, weiß welch langer Weg bis zu einem gelungen Bild zurückzulegen ist.
Studienarbeiten von Kurt Preißler aus der Akademie in Dresden lassen uns verstehen, dass Kunst nicht nur Talent, sondern harte intensive Arbeit voraussetzt.
Alltagswirklichkeit spiegelt sich in den Arbeiten wider. Reiseeindrücke, das familiäre Umfeld, Lebenserfahrungen lassen sich ablesen.
Nach seinen Erlebnissen als Soldat in zwei Weltkriegen und der Bombennacht in Dresden wollte Kurt Preißler den Menschen vor allem das Schöne, das Harmonische zeigen.
Zahllose Blumendarstellungen,die sonnendurchfluteten Höhen des Erzgebirges sprechen diese Sprache. Oft begleitet von seiner Frau, wanderte er hinaus in die Natur und skizzierte seine Eindrücke.
Zu Hause, an der Staffelei entstanden dann die Bilder. Oft verarbeitete er ein Motiv in verschiedenen Techniken, als Ölgemälde,als Aquarell, als Monotypie. Mancher glaubt, es handele sich um Kopien. Jedes einzelne ist aber ein Original!
Zu allen Zeiten wurde über die Freiheit der Kunst diskutiert.
Auch im schriftlichen Nachlass von Kurt und Gertrud Preißler finden sich dazu interessante Belege.
Die Freiheit stößt dort ihre Grenzen, wo die Notwendigkeit, einen Käufer für sein Werk zu finden, beginnt.
Wer kauft Kunst? Es kauft der, der Geld dazu übrig hat. Der sich dafür interessiert. Die Zahl derer ist sehr begrenzt! Die meisten davon möchten dann etwas, woran sie sich freuen, was sie zeigen können, was in ihre Wohnung passt.
Künstlerische Experimente gehörten da kaum dazu. Dörfliche Impressionen aus Friedebach im Stiele des Kubismus, auf denen ein bestimmtes Gut nicht erkennbar war, blieben als "Ladenhüter" liegen. Preißler musste notgedrungen Kompromisse eingehen.
Da der Maler sich und seine Frau mit seiner Arbeit ernähren musste, blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Geschmack seiner potentiellen Käufer zu dienen. Mit Bitternis bezeichnete das noch viele Jahre später Frau Preißler mit dem Satz: "die Kunst geht zu Brote..."
Hunger war deshalb über viele Jahre auch bei ihnen täglicher Gast. Deshalb spielen Brot und Kartoffeln als Sehnsuchtsprodukte auf den Bildern der Nachkriegszeit eine große Rolle.
Eines seiner groß formatigen Bilder ist die Kartoffelernte mit Blick zum Schwartenberg. Am linken Bildrand sieht man den Künstler mit seiner Frau den Berg heraufkommen, Ausschau haltend, ob man bald mit Kartoffeln stoppeln beginnen könne.
Auch das Bild vom Bahnhof mit dem Abtransport der Ernte spricht diese Sprache.
Es kam einen Glücksfall gleich, wenn ein Bauer ein Bild bestellte. Voller Stolz wollte dieser später sein wohlgepflegtes Ochsengespann, seine prallen Kühe präsentieren.Der Korb Kartoffeln als Maler Lohn erschien da durchaus angemessen.
Seine Porträts, vor allem von Kindern, lassen uns einen Künstler von altmeisterlichem Format erkennen. Auf dem gemeinsamen Grabstein, der rechts neben dem Friedhofsausgang steht, ist zu lesen:
- Die Liebe höret nimmer auf -
Die Liebe zu seiner Frau strahlt aus jedem Bild das er von ihr schuf!
Auf ganz andere Weise stellte er körperlich schwer arbeitende Menschen dar. Das Bild des "Weidewärter Ullmann" im Museum unserer Stadt und die" Postbotin im Schnee", zu sehen im Seniorenpflegeheim "Am Wallgraben", sind dafür Beispiele. Die Härte des Tagwerkes kann man an den Gesichtern ablesen. Für träumerische Romantik ist da kein Platz.
Eine allen bekannte gegenwärtige Persönlichkeit zu malen, ist eine Herausforderung besonderer Art. Jeder Mensch hat ein Bild von sich selbst im Kopf und jeder sieht den anderen mit seinen Augen. Man sagt: ich mach mir ein Bild von ihm,- von ihr. Es liegt in der Natur der Sache, dass auf diese Weise ganz unterschiedliche Gedankenporträts entstehen.
Wer besitzt nicht nur das Können, sondern auch den Mut, sein Bild auf die Leinwand zu bringen, wohl wissend, dass alle Betrachter einen anderes vor Augen haben?.
Petra Berger wagte es und stellt sich der Diskussion! Die Ergebnisse sprechen für sich.
Jeder von uns hat schon einmal fasziniert ausgerufen: das müsste man malen können!
Manchmal sind es nur kleine Dinge, eine Blume, ein Apfel, eine Hagebutte. Kerstin Gläser kann das malen! Kleinen Dinge, die große Gefühle auslösen.
Kehren wir zurück zum Landschaftsmotiv. Berge, Täler , Wälder und Fluren, der Blick zum Gebirgskamm gehören zu unserem Alltag. Meist nehmen wir die besondere Schönheit und Harmonie die uns umgibt, nicht war.
Braut aber der Morgennebel im Grund, türmen sich Wolken über dem Berg, lässt die Sonne den herbstlichen Wald golden glänzen, glitzert der Schnee im Geäst, wünschen wir uns: "das müsste man malen können!"
Wir dürfen glücklich sein, dass wir so viele Zeugnisse solchen Könnens besitzen!
Andere daran teilhaben lassen, sich darauf besinnen, welche kreativen Fähigkeiten in uns schlummern, Mut machen, unsere eigenen Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, waren Ausgangspunkte für die Idee, einen Maler- Weg zu gestalten.
Nicht die dabei aufgetretenen Schwierigkeiten, die vielen Stunden Arbeit, die zu überwindenden Hindernisse, will ich aufzählen. Jeder kann sich das ohnehin vorstellen.
Ich möchte von dem Wohlwollen, - ja - von der Begeisterung, die wir für das Projekt erlebten, berichten! Wir hörten keine Vorbehalte, wer um Rat gefragt wurde, brachte seine Gedanken ein, wer um Hilfe gebeten wurde, half. Wem vorgeschlagen wurde, die Kosten für eine Bildtafel zu tragen, sagte zu.
Der Erzgebirgszweigverein Sayda übernahm die Trägerschaft Für das Vorhaben wurde ein Spendenkonto eingerichtet, auf das größere und kleinere Beträge eingingen.
Ein Spender übergab uns ein großes Ölgemälde von Kurt Preißler, "Quelle im Wald", mit der Maßgabe, es zu verkaufen und die erwartete Summe zur Finanzierung des Saydaer - Maler-Weges zu verwenden!
Ein geschickter Handwerker baute die Staffeleien, Foto- und Computerversierte Bürger übernahmen wichtige Arbeitsabschnitte. Kurz, wir erlebten das Gegenteil von dem, was allgemein als typisch für unser Gemeinwesen bezeichnet wird: Streit, Missgunst, nicht miteinander reden....
Selbst die leidige Geldfrage hielt die Idee nicht auf. Darauf dürfen wir gemeinsam stolz sein!
Dafür bedanken wir uns.Wir haben noch viele Möglichkeiten, den Weg zu verlängern. Das ist ein Zukunftsaufgabe.
Das ist eine Aufgabe der kommenden Zeit .
Jetzt wollen wir Sorge tragen, das Geschaffene zu erhalten. Wir bitten darum, dass Bürger,die sich dazu in der Lage fühlen, für einzelne Standorte die persönliche Pflege übernehmen.Herr Hartmut Wagner, Herr Jürgen Frei und Frau Meier vom Bürgerbüro sind dafür Ansprechpartner.
Besucher unseres Wanderweges mit Fragen und Interesse an mehr Information, können sich im Museum eine kleine Bildergalerie und künftig eine ausführliche elektronische Dokumentation ansehen.
Auf diese Weise ist das Stadtmuseum einbezogen, als Ausgangs- und Anlaufpunkt für unsere Gäste.
Gewiss sind sie gespannt auf die einzelnen Exponate. Gehen Sie mit Ihrer Familie, ihren Freunden und Gästen auf Entdeckungstour!
Auf zwei besondere Abschnitte möchte ich noch ihre Aufmerksamkeit lenken: Einmal in Friedebach, in der Nähe des Cafe Damen, finden sie ein Bild von Paul Bloss, wie er es vielfach für Bauern gemalt hat, und ein kleines Stück bergauf vier Gemälde von Anke Grießbach, die einer bemerkenswerten Idee folgen.
Zum Zweiten der Schwemmteich! Wer kennt ihn nicht! Er entstand vor Jahrhunderten mit einfachen Mitteln als Wasserregulator für die Mühle im Mortelgrund und Viehschwemme für die Tiere der Herrschaft Purschenstein.
2012 brach der Damm. Die Stadt wollte reparieren und musste sich in den Dschungel der Förderrichtlinien aufmachen. Bekanntlich steckt dort hinter jedem Busch eine Vorschrift und hinter jedem Baum tritt ein durchaus wohlwollender Experte hervor mit einer Meinung die der eines anderen entgegensteht. Nun sehen wir aber alle Licht am Ende des Dschungels. Der Damm wird repariert, beginnend 2014, fertiggestellt soll er 2015 sein!
Von diesem Naturkleinod existiere viele Darstellungen. Wir präsentieren dort ein Aquarell von Kurt Preißler und ein Aquarell von Rudi Peschel, dem Senior des Vorwerkbesitzers, von dem außerdem noch eine Zeichnung in der Nähe der Gaststätte zu sehen ist.
Nun hoffen wir, sie neugierig gemacht zu haben. Wir hoffen ebenso, dass sie unserem Projekt auch zukünftig mit ihrer Unterstützung gewogen bleiben.
Und -- sollte noch ein Originalbild bei Ihnen hängen oder irgendwo schlummern, das wir noch nicht fotografiert haben, lassen sie es uns wissen, wir interessieren uns dafür!
Wir danken ihnen sehr für ihre Aufmerksamkeit!
Der Mitinitiator und Wanderleiter Hartmut Wagner wird sie nun zu einzelnen Stationen des Weges führen.Wir wünschen viel Freude!